strongWild World/strong - Ausstellungsansicht / eminstallation view/em

 

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Sebastian Zarius
Wild World

November 2006

Zur Eröffnung am Donnerstag, den 02. November 2006 sind Sie und Ihre Freunde ab 19 Uhr sehr herzlich eingeladen.

"Uff, die sind ja nun wirklich konkret, eigentlich will ich ja davon weg .."

..mit diesen Worten reagierte Sebastian Zarius auf die Frage zum Ausstellungsprojekt Konsortium-D in seiner Geburtsstadt Düsseldorf. Zarius bisheriges Werk legt die Verbindung auf die Schnelle nahe. Es wirkt formal komplett aufgeräumt. In Erinnerung blieb ein serielles Spiel aus ikonografisch vereinfachten Elementen und die Rekombination klarer Flächenzusammenhänge aus Farb- und Helligkeitskontrasten. In den Grenzen von Plastikdiarähmchen gehaltene Ausschnitte von Plastiktüten oder deren Vergrößerungen in den Standardformaten von Großlabors der Fotofilmentwicklung und bisweilen die bloße Projektion bestimmten das Display der wandhängenden Einzel- und installativen Raumarbeiten.
Doch auch wenn dieses Flächenland einer geplanten Ästhetik gehorchen zu scheint, rührt es nicht von der Anwendung rechnerischer Prinzipien oder gezielter Reduzierung und Abstraktion von Vorbildern der reellen Welt sondern vielmehr aus dem Versuch einer intuitiven Erarbeitung eigener Formen- und Farbsprache.

Eine wichtige Rolle bei dieser Beschäftigung spielt Zarius' Material- und Technikansatz.
Das Diapositiv, selbst schon Reproduktionsinstrument und Ursprung neuer Bildderivate durch den Einsatz als Projektions- und Belichtungsmatrix, fügt Zarius in Vielzahl zu Tableaus zusammen. Den Frames eines abstrakten Trickfilms scheint die Zeitleiste entnommen, um unmittelbar und durch zeitgleiche Präsenz in einem Bildzusammenhang zu wirken. Die Kategorien sequenzieller Betrachtung umschifft er durch die Vollpräsenz im Jetzt. Und auch ungleich den inhaltlich aufeinander folgenden Bildern der Seite eines Comicmagazins verwebt Zarius durch Änderung der Position und Ausrichtung der Einzelelemente die Kleinzeichen zu einer tatsächlich einzigen Zeitebene - die Rahmen reifen vom Einzelbild zum teilnehmenden Element.

Nur konsequent, dass der Künstler dieses Gitter weiter aufzieht. Die intuitive oder nennen wir es spielerische Suche nach Bildzusammenhängen setzt sich in freieren Formen fort. Sebastian Zarius löst den technischen Prozess, den Umgang mit dem Material und dessen Verarbeitungsformen, aus seinem Raster und auch der bildnerische Vorgang folgt nun weniger den Parametern von Quantifizierung, Versetzung, Drehung und Neukombination, sondern nähert sich durch Herausarbeiten von Bildebenen dem Bildaufbau der Malerei. Man hat den Eindruck, dass er die Leichtigkeit der Werkschaffung erhöht und das Entstehende öffnet mehr Raum um sich der Sinnbildung durch den Betrachter anzubieten. Zarius setzt dabei nicht nur auf das Stapeln von opaken Schichten, sondern konstruiert Verbindungen durch den Wechsel von Freiflächen, Überlagerungen und intarsienschnitthaften Anschlüssen. Die Cut-Outs durchdringen Einzelflächen oder ermöglichen gar den freien Blick auf den Malgrund.

"Malgrund"? Auch wenn der Künstler sich aus kompositorischer Sicht die Prinzipien der ungegenständlichen Malerei verhandelt, behält er sein Material hauptsächlich bei. Zarius reißt, schneidet und collagiert belichtetes Fotopapier der ausufernden Produktion der letzten Jahre. Unspektakuläre Arbeitsmittel aus dem Büroalltag wie Klebe- und Korrekturband nutzt er im freien Einsatz um Figur und Grund zu gliedern, Flächen zu brechen und Akzentuierungen vorzunehmen.

Interessant erscheint der Gedanke, ob mit Rückkehr zum freieren Arbeiten auch eine Änderung der Fragestellung nach dem einhergeht, was uns diese Arbeiten vermitteln könen oder wozu sie uns gereichen. Das Medium ist die Botschaft - und den vornehmlich seriell anmutenden Rahmentableaus oder den wandeinnehmenden Fotopapierkachelwänden hängt die Frage nach Urheberschaft, Orginalität und Reproduzierbarkeit des Kunstwerkes an. Dagegen kommen die zusehens formal aufgebrochenen Collagen und Installationen individueller, scheinbar selbstbefreiend daher. Der Umgang mit den Materialien im Atelier ist zugleich de- und konstruktiver. Die Hand lässt das Schneidmesser unwiederholbar durch das Fotopapier gleiten und ein Riss bleibt ein Riss.

Aber gerade die immer wieder stattfindenden Rückbezüge - Zarius fügt dann und wann doch wieder ein Diarahmenwerk zusammen oder lässt eine einzelne Farbfläche im 3:2-Format für sich allein - verstärken die Ausbruchslust in freien selbsterzeugten Formen und vielleicht lässt sich das Wirkprinzip der Diarahmensets auf das Œuvre skalieren - die Einzelarbeiten finden in ihrer unterschiedlichen Erscheinung einen emergenten Zusammenhang.


Die Ausstellung "Wild World" läuft vom 2. bis 22. November 2006
Flankiert wird die Ausstellung durch eine Arbeit von Marco P. Schäfer im Außenbereich der Galerie.

 

Opening reception on Thursday, November 2nd, 7 pm


 

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